Weltweites Bienenvolksterben - Vorbote eines großen Artensterbens durch Pestizide
Ein Jahrzehnt Neonicotinoide bringen Naturkreisläufe ins Wanken.
Ein holländischer Toxikologe, liefert den Nachweis der Schädlichkeit
von Insektengiften. Dass die Schäden weitaus dramatischer sind,
als bisher angenommen, beschreibt Dr. Tennekes in seinem Buch:
"The Systemic Insecticides: A Disaster in the Making"
Wir werden wohl bald verstehen, warum das Bienenvolk ein geeignetes
Leitinsekt für unsere Natur wäre, wenn wir erlebt haben,
was für Folgen das Aussterben einer Insektengattung hat, deren
Aufgabe es ist, den Naturkreislauf mit seiner ganzen Vielfalt durch
ihre Bestäubung aufrecht zu erhalten. Weltweit sind die Bienen
vom Aussterben bedroht.
Selbst Insektenparadiese wie Indien verzeichnen Ernteeinbusen trotz
vergrößerter Anbaufläche, wegen der schlechten Bestäubung
durch Bienen und Nutzinsekten.
Seit 10 Jahren protestieren Imker gegen den Einsatz von Neonicotinoiden,
weil sie gerade dieses Szenario vorausahnten, als Sie jährliche
Verluste von durchschnittlich 30 % toten Bienenvölkern hinnehmen
mussten.
Schlimmer als DDT ?
Fast 50 Jahre nach dem Rachel Carson das DDT-kritische Buch "Silent
Spring" schrieb, erlebt die Welt erneut ein Pestiziddesaster.
Während DDT vor allem dadurch negativ auffiel, dass es sich in
höheren Spezies anreichert, seien die Neonicotinoide für
höhere Säugetiere eher harmlos. Die nachteiligen Folgen
für Tiere und Menschen resultieren aus der Zerstörung des
Naturkreislaufes. Die Insektizide Imidachloprid, Clothianidin, und
Thiachloprid sind im Boden lange persistent. Das bedeutet sie reichern
sich bei intensiver Landwirtschaft im Boden an und werden aufgrund
systemischer Eigenschaften immer wieder aufs Neue von Pflanzen aufgenommen,
die die Nervengifte als Henkersmahlzeit im Nektar und Blütenpollen
dann an Nutzinsekten weitergeben.
Der Toxikologe Dr. Tennekes beschreibt in seinem Buch, wie
intensiv landwirtschaftlich genutzte Böden in den Niederlanden
bereits mit den Noinicotinoiden verseucht sind. Ein globales Problem,
denn Imidachloprid und verwandte Nervengifte werden erfolgreich weltweit
vermarktet.
Imkerproteste contra Bayer AG - David gegen Goliath
Nach Äußerungen des industriellen Hochadels der Firma Bayer Ag, sind die Imker schlicht und einfach nicht fähig mit der Varroamilbe umzugehen. Einen Hinweis auf die bienenschädliche Wirkung der Neonicotinoide hat man bei dem Chemiegiganten nicht. Diese Meinung teilen dann auch sämtliche Landwirtschaftsminister und das "Bundesamt für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft" und die Presse.
Deutsche Wissenschaftler zurückhaltend
Jeder deutsche Wissenschaftler weiß, wer den deutschen Chemieriesen mit Ihren Milliardengewinnen ein Geschäft verdirbt, kann seinen Beruf für immer an den Nagel hängen. Nach diesem Motto ignoriert man bei den heimischen Bieneninstituten schlichtweg die Studien europäischer und amerikanischer Kollegen. Bereits 1995 bewiesen französische Wissenschaftler die subletalen Wirkungen von Neonicotinoiden. Auch eine Wechselwirkung des Nervengiftes mit einem Krankheitserreger, der Nosemakrankheit ist international bekannt. Selbst nicht mehr messbare Konzentrationen des hochpotenten Insektizids wirkten synergetisch, das bedeutet in diesem Falle die Krankheit fördernd.
Erdrückende Erkenntnisse aus den Niederlanden
Dr. Tennekes von ETS Netherland wies in seiner am 23.Juli
2010 veröffentlichten Studie
The toxicity of neonicotinoid insecticides to arthropods is reinforced
by exposure time, nach, dass Insekten durch kleine Dosen über
einen längeren Zeitraum verabreicht, genauso geschädigt
werden, wie durch eine hohe letale Dosis.
Die Schäden, die durch diese Nervengifte verursacht werden, sind
irreversibel. Schon kleinste Dosen führen zur Beeinträchtigung
kognitiver Fähigkeiten.
Das bedeutet die Neonicotinoide wirken eindeutig subletal bienenvolkschädlich
und vernichten unsere Insektenfauna nachhaltig.
In seinem Buch "The Systemic Insecticides: A Disaster in the
Making" beschreibt Dr. Tennekes bereits den Rückgang
mehrerer Vogelarten in Holland und Europa. DDT wurde verboten, nachdem
man feststellte, dass die Raubvögel aufgrund brüchiger Eier
vielerorts ausstarben.
Wie lange wird man dieses Mal warten?
Und was kommt dann?
Die nächste Generation Insektengifte liegt wahrscheinlich schon
bei der Chemieindustrie auf Lager. Bei Feldversuchen in den USA für
ein neues Neonicotinoid überlebten nicht mal 10 % der Testbienenvölker.
Auch die Bienen der Kontrollgruppe waren tot.
Man erhielt kein eindeutiges Ergebnis zur Bienengefährlichkeit
des nächsten Insektenkillers, aber eine klare Botschaft von Seiten
der industriellen Landwirtschaft. Bienen überleben dort nicht
mehr.
Schäden unkalkulierbar
Die kopflose Strategie eines Vernichtungsfeldzuges gegen die Insekten
verursacht mehr Kosten als man allgemein annimmt.
Bienen und Nutzinsekten sorgen für eine Bestäubung von Obst,
Gemüse, Futter- und Wildpflanzen
Bienen und Insekten sind eine wichtige Nahrungsgrundlage für
Vögel und Amphibien und Ameisen.
Bienen entsorgen Honigtau, der, wenn nicht entsorgt für nicht
unerheblichen Schaden an Nutz- und Wildgehölzen verantwortlich
ist.
Werden die Insekten und vor allem die bestäubenden Insekten durch
flächendeckende Breitbandinsektizide vernichtet, sind sehr viele
Arten unseres komplexen Ökosystems vom Aussterben bedroht.
Der Umweltbund e.V. wiederholt daher seine Forderungen an Ministerin
Aigner und die Landwirtschaftsminister der Länder, alle Neonicotinoide
sofort zu verbieten, um den Schaden an Umwelt und Volkswirtschaft
nicht weiter ausufern zu lassen.
Manfred Gerber, ehem. Mitglied Umweltbund e.V.